Als Redakteur einer Anglerzeitschrift werde ich gerade von Jung-anglern oft gefragt, wie ich überhaupt zum Angeln gekommen bin. Für alle Angelverrückten möchte ich
kurz zusammenfassen, wie es dazu kam.
Der Angelvirus hatte so seine Mühe mit mir. Ich muss so um die zehn Jahre alt gewesen sein, als mich mein Großvater mit zum Hecht- und Zanderangeln schleppte.
Ehrlich gesagt, langweilte mich das gewaltig. Stundenlang starrten wir auf die Posen, und es tat sich rein gar nichts. Da warf ich doch lieber Steine ins Wasser oder ließ sie über die Oberfläche
hüpfen. Beim Angeln sicherlich nicht die beste Freizeitbeschäftigung.
Alles änderte sich, als mir mein Großvater eines Tages die Bambusstippe mit den Worten "Ab heute sorgst Du für frische Köderfische" in die Hand drückte.
Eine folgenschwere Entscheidung, denn ich war hin und weg: Im Minutentakt tauchte die Pose ab, und ich fing Rotauge auf Rotauge. Alle winzig klein, doch mit jedem Fisch wurde ich mehr zum
Angler.
Natürlich machte ich viele Fehler. Geduldig enttüddelte mein Großvater verknotete Vorfächer, knetete frischen Teig und fummelte ein weiteres Klümpchen auf den
Haken. Mir zur Liebe verlagerte er sogar seine Hechtansitze von weitaus besseren Plätzen an einen Hase-Altarm, ein beschaulicher Fluss im Emsland, damit ich dort nach Herzenslust meine geliebten
Köderfische stippen konnte. So sorgte er langsam, aber sicher dafür, dass mich das Angelfieber packte - und nie wieder loslassen würde.
Vom Angelfieber gepackt, ließ ich mir von keinen Umständen den Spaß verderben. 15 Kilometer bis zum Dortmund-Ems-Kanal, und das mit dem Fahrrad? Kein Problem, für dicke Fische - meist waren es jedoch kleine - tut man das doch gerne. Die bösen Blicke meiner Mutter bei gefühlten Millionen ausgelaufener Maden in der Garage? Da muss man als angehender Angler durch, ebenso wie durch das absolute Madenverbot für die folgenden Monate. Es war ganz schön kniffelig, die kleinen Krabbler in dieser Zeit vor den überall lauernden Augen meiner Mutter zu verstecke ...
Als Jugendlicher habe ich meterweise Angellektüre verschlungen. Bücher wie "Der Karpfen" von James A. Gibbinson, "Fang kapitaler Friedfische" von der Specimen Hunting Group Dortmund oder "Schleienangeln" von Fred J. Taylor gehörten damals zu meinen Favoriten. Ganz besessen war ich von den BLINKER-Artikeln über moderne englische Angelmethoden von Klaus Schmidt. Sie liegen, fein säuberlich sortiert, immer noch in den "Friedfisch-Ordnern" in meinen Büro.
Ein Buch prägte mich ganz besonders: "Biss auf Biss" von Rudolf Sack,
mein erstes Angelbuch. Mein Großvater hat es mir geschenkt, und er bekam es wiederum vom Autoren höchst persönlich im Zuge einer gemeinsamen Irlandreise überreicht. Sowohl mein Großvater als auch Rudolf Sack lebten damals im emsländischen Meppen und gingen manchmal zusammen fischen. "Biss auf Biss" sowie das Folgewerk
"Große Fänge" habe ich sicherlich hunderte Male gelesen. Für mich
die beiden Angelbücher schlechthin.
Leider verstarb mein Großvater schon mit 68 Jahren, so dass unsere gemeinsamen Angelausflüge beendet waren, als ich gerade 16 Jahre alt war. Das Angelfieber hatte er da jedoch schon hundertprozentig an mich weitergegeben, wofür ich ihm sehr dankbar bin, schließlich wurde unsere Passion zu einem bedeutenden Teil meines Lebens.
Das Angeln zog mich so sehr in seinen Bann, dass ich sogar meinen Beruf danach ausrichtete. Mit dem Beginn meiner journalistischen Tätigkeit bei den Anglerzeitschriften FISCH & FANG und DER RAUBFISCH bekam ich ganz neue Einblicke ins Angeln. Viele neue Türen öffneten sich für mich, so dass ich heute be-haupten kann, so ziemlich jede Methode ausprobiert und mit den besten Anglern der Branche geangelt zu haben.
Der Beruf des Angelredakteurs ist im Laufe der Jahre immer anspruchsvoller geworden. Das macht sich auch bei unseren Reportagen bemerkbar. Während wir früher, im reinen Print-Zeitalter, noch fleißig mitangeln konnten, müssen wir heute meist schweren Herzens darauf verzichten, um einen anständigen Film zu produzieren. Die gestiegenen Herausforderungen machen den Beruf in meinen Augen jedoch auch vielseitiger und interessanter.
Ist es eigentlich erstrebenswert, bei einer Anglerzeitschrift als Redakteur anzuheuern? Ich kann diese Frage eindeutig bejahen, denn für mich ist dieser Beruf, wenn man es so sagen mag, ein echter Traumjob. Vor allem deshalb, weil die Tätigkeit sehr abwechslungsreich ist und viele meiner Interessen miteinander verbindet: das Schreiben, das Fotografieren, das Filmen und die tägliche Beschäftigung mit der vielfältigen Thematik des Angelns. Mir gefällt außerdem die gesunde Mischung aus Bürotätigkeit und Outdooreinsatz ausgesprochen gut.
Um den Beruf des Redakteurs bei einer Anglerzeitschrift auszuüben, sollte man zwar leidenschaftlicher Angler sein,
allerdings darf nicht vergessen werden, dass man nicht mit dem Angeln selbst sein Geld verdient, sondern damit, darüber zu berichten - ein großer Unterschied.
In der Regel handelt es sich bei meinen Kollegen und mir um Quereinsteiger, keiner von uns hatte zu Beginn seines beruflichen Werdegangs den konkreten Berufswunsch, beim RAUBFISCH oder bei der FISCH & FANG als Redakteur zu arbeiten. So habe ich beispielsweise eine Bankausbildung gemacht und dann BWL studiert, zwei Berufsfelder, die sicherlich nichts mit meiner jetzigen Tätigkeit zu tun haben.
Zwar ist ein abgeschlossenes Studium keine Voraussetzung für eine Beschäftigung als Redakteur, es ist jedoch sicherlich von Vorteil. Die meisten meiner Kollegen haben studiert, zum Beispiel Meeresbiologie, Germanistik, Sportwissenschafen oder Geographie. Wer schon früh die journalistische Leidenschaft verspürt, der kann sicherlich auch Journalistik, Publizistik oder Kulturwissenschaften studieren. Sehr praxisnah wären heutzutage auch Studiengänge, in denen die Kameraführung und der Filmschnitt thematisiert werden.
Vor der späteren Anstellung als Redakteur steht in der Regel ein zweijähriges Volontariat. Das Volontariat ist sozusagen die Ausbildung zum Redakteur.
Für eine erfolgreiche Bewerbung als Volontär kann es nur nützlich sein, wenn man neben eines abgeschlossenen Studiums bereits journalistische Erfahrungen
gesammelt hat, zum Beispiel in der Lokalpresse oder als freier Autor, gerne auch bei einer Anglerzeitschrift.
Während des Volontariats lernt man unter ande-rem das Arbeiten in einer Redaktion kennen sowie die verschiedenen journalistischen Darstellungs-formen. Das
Schreiben selbst bekommt man hier allerdings nicht beigebracht. Ein gutes Sprach-gefühl sollte man deshalb schon mitbringen, die journalistischen Darstellungsformen lassen sich dagegen erlernen.
Genauso das Fotografieren, Filmen und Schneiden, was mittlerweile einen Großteil unserer Arbeit ausmacht. Vorkenntnisse in diesen Bereichen sind von Vorteil.
Nach dem zweijährigen Volontariat, bei dem es keine Abschlussprüfung oder Ähnliches gibt, darf man sich dann Redakteur nennen. Wer glaubt, dass man nun nur noch ans Wasser hechtet, der irrt sich. Ich schätze, dass ich 75 bis 80 Prozent meiner Arbeitszeit im Büro verbringe. Artikel wollen geschrieben oder redigiert, Hefte geplant und Arbeitsabläufe organisiert werden. Der nächste Heftschluss naht.